Ein bunter Projekttag zu Vielfalt, Toleranz und gegen rechtes Gedankengut

Unter dem Oberthema „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“ fand der jährliche Projekttag statt, bei dem sich alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 in verschiedenen Projekten mit den Themenfeldern Rechtsextremismus, Rassismus und sexuelle Vielfalt auseinandersetzten.

Ex-Neonazi engagiert sich gegen rechts

Philip Schlaffer, der Ex-Neonazi und Präsident eines Rockerclubs, war jahrelang einer der führenden Köpfe in der rechten Szene. Der 46-jährige erzählte den Schülerinnen und Schülern authentisch und mitreißend, wie er als Jugendlicher ein Neonazi wurde und wie ihm nach 20 Jahren der Absprung gelang. Jetzt engagiert er sich im Verein „Extremislosals Gewaltpräventionstrainer und berichtete von seinem Ausstieg aus der rechten Szene.

Die Tätowierungen an den Armen und am Hals sind nicht zu übersehen, Philip Schlaffers äußere Erscheinung fällt auf. Das Hakenkreuz ist mittlerweile überstochen worden und die SS-Rune einer HSV-Flagge gewichen. Schlaffer hat eine bewegte Vergangenheit: Gewalt, Kriminalität, Drogen und Prostitution gehörten zu seinem Alltag, bis er nach seiner Entlassung aus der Haft 2016 endgültig den Absprung schaffte und sich seitdem besonders im Kampf gegen Rechtsextremismus und rechte Gewalt engagiert.

Sein Leben vor dem Ausstieg aus dem kriminellen Milieu bezeichnet er im Nachhinein als Albtraum, den er offen mit den Jugendlichen teilt. Freiheraus gab er zu, dass er immer auf der Suche nach Anerkennung und Kameradschaft gewesen sei. Der allgegenwärtige Hass und der nur vorgetäuschte Zusammenhalt in der rechten Szene hätten ihn letztlich physisch und psychisch kaputtgemacht und schließlich den Anstoß für seinen Ausstieg gegeben. Seine Botschaften sind eindeutig: Hass schadet allen und kann verlernt werden. Kriminalität lohnt sich nicht. Nutzt eure Chancen innerhalb unserer Demokratie, dann könnt ihr alles erreichen.

Blogger spricht mit Schülerinnen und Schülern über Rassismus in sozialen Netzwerken

Said Rezek, Politikwissenschaftler und freier Journalist, leitete den zweiten Workshop und zeigte Schülerinnen und Schülern mit praktischen Beispielen, Übungen und Lösungen, wie Blog-Beiträge im Internet gegen Rassismus und für eine vielfältige Gesellschaft produziert werden können. Er erzählte außerdem von seinen eigenen Themen beim Bloggen gegen Rassismus und erklärte den Schülern, wie man sich vor Rassismus und Hate Speech in den sozialen Netzwerken schützen kann. Fragen wie „Was ist eigentlich Rassismus?“ wurden beantwortet und auch eigene Erfahrungen zum Thema Rassismus und Hassrede ausgetauscht. Rassismus fängt für die Schülerinnen und Schüler dort an, wo Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe oder ihrer Kultur ausgegrenzt, angegriffen oder verurteilt werden. Dabei betonte auch Said Rezek: „Ich bin kein Einzelfall, der von Rassismus betroffen ist“. Er habe Rassismus bisher aus zwei Perspektiven miterlebt. Einerseits als Beobachter und andererseits als Betroffener. Die Jugendlichen waren sich nach dem Workshop einig: „Auch wir können in sozialen Medien auf das Thema Rassismus aufmerksam machen.“

Diversity-Workshop mit Cassy Carrington

Im dritten Workshop setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Diversität auseinander, den Christina Reirink vom Jugendwerk Ahaus leitete. Während des Vormittags gesellte sich die Kölner Drag-Queen Cassy Carrington hinzu und berichtete den Jugendlichen von ihrer eigenen Queerness und ihrem Aufwachsen im Münsterland. Außerdem war Cassy selbst Schülerin an der AFR und freute sich über ein Wiedersehen an ihrer ehemaligen Schule.

Die charmante Drag-Queen lud die Schülerinnen und Schüler ein, sich in Kleingruppen mit den Begriffen lesbisch, schwul, bisexuell, aromantisch, trans* etc. in kreativer Weise auseinanderzusetzen. Ein Spiel zur Geschichte der queeren Bewegung und die offene Diskussionsrunde bauten Vorurteile und gedankliche Hemmungen ab.

Die Ziele neben der Wissensvermittlung zum Thema Lesbian, Gay, Bisexuell and Transgender+ (LGBTQ+) lagen in der Schaffung von Toleranz und Akzeptanz gegenüber sexuellen Orientierungen. Der Workshop sensibilisierte durch Fallbeispiele für die Lebenssituation junger Queers und half schließlich eine eigene Haltung zum Thema zu beziehen.